Die Therapie mit Radium-223-dichlorid, die unter dem Markennamen Xofigo® seit 2014 angeboten wird, ist für Männer geeignet, die unter einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom leiden. Sie bekämpft nicht den ursprünglichen Prostata-Krebs, sondern seine Knochenabsiedelungen, also die Metastasen.
Eine Behandlung mit Radium-223-dichlorid wird dann empfohlen, wenn der Krebs zu schmerzhaften Metastasen in den Knochen führt, obwohl man ihn bereits mit einer maximalen Testosteron-Absenkung behandelt hat. Ferner kann die Behandlung bei Patienten mit Knochenmetastasen, bei denen sich unter Hormontherapie ein Fortschreiten der Erkrankung zeigt, zu einer Verlängerung des Überlebens führen. Die in eine Vene verabreichten Radionuklide bestrahlen die Metastasen von innen. Die Therapie ist allgemein zugelassen und wird von den Krankenkassen übernommen. Die Therapie ist leider nicht für Patienten mit viszeralen Metastasen (also in anderen Organen), sehr großen Lymphknotenmetastasen oder mit einem eingeschränkten Blutbild (Neutropenie, Thrombopenie oder Anämie je nach Ausmaß) geeignet. Die Therapie wird ambulant durchgeführt und Sie können nach der Behandlung wieder nach Hause gehen.
HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN
Über eine Infusion in eine Vene gelangt das radioaktive Medikament zu den Knochen und wird dort rasch gespeichert. Radium-223-dichlorid (Xofigo®) ist ein sogenanntes Calciumanalogon. Der Körper lagert das Radium genau dort an, wo der Tumor aktuell in den Knochen aktiv ist, vor allem in knochenbildenden (ostesklerotischen bzw. osteoblastischen) Metastasen, die beim Prostatakarzinom überwiegend vorliegen. Im Bereich der Metastasen baut der Körper also verstärkt neue Knochensubstanz auf. Genau dieser Prozess wird vom Radium ausgenutzt. Es verhält sich ähnlich wie Kalzium, das ein Grundbestandteil der Knochenbildung ist. Je intensiver eine Metastase im Knochen wächst, desto mehr radioaktive Substanz wird dort auch gespeichert. Die radioaktive Strahlung wirkt auf die Tumorzellen in der Umgebung. Sie kann das Wachstum der Tumorzellen hemmen. Das liegt an der energiereichen, lokal sehr wirksamen und zellschädigenden Alpha-Strahlung, die das Radium abgibt. Aufgrund der geringen Eindringtiefe der α-Teilchen kommt es jedoch zu einer Schonung des umgebenden gesunden Gewebes und Knochenmarks. Somit hat die Therapie geringere Nebenwirkungen im Bereich des blutbildenden Systems als vergleichbare knochengängige Radiotherapeutika. Durch die Therapie kann nach mehreren Zyklen ein verlangsamtes Wachstum oder sogar ein Rückgang des Knochenbefalls beim Prostatakarzinom erzielt werden, ohne dabei die Lebensqualität des Patienten oder die Möglichkeit anderer Therapien durch zusätzliche Nebenwirkungen zu beeinflussen.
Nach Abklärung der Indikation und Durchführbarkeit der Therapie mit Radium-223 wird der Patient im Rahmen eines ausführlichen Aufklärungsgespräches informiert und über wichtige Komplikationen aufgeklärt. Die Therapie erfolgt ambulant. Es erfolgen 6 Gaben Xofigo® (Ra-223) mit einem zeitlichen Abstand von jeweils einem Monat/4 Wochen. Vor dem ersten und nach dem sechsten Zyklus wird eine Skelettszintigraphie durchgeführt, um Speicherverhalten und Tumorbefall vor Therapiebeginn sowie das Ansprechen auf die Radium-223 Gabe zu bestimmen.
Die Xofigo®-Therapie kann dazu führen, dass das Tumorwachstum gehemmt wird. Auch die Beschwerden können sinken, andere Komplikationen der Knochen-Metastasen werden reduziert oder verzögert. Eine große internationale Studie zeigte, dass Patienten nach einer Xofigo-Therapie länger leben, durchschnittlich waren es mehrere Monate. Eine Heilung des Krebses mithilfe der Xofigo®-Therapie ist nicht möglich.
In den ersten Wochen nach der Behandlung berichten Patienten häufig von Durchfall und Übelkeit, sie sind auch oft müde. Die Magen- und Darmprobleme können durch Medikamente gelindert werden.
Einige Wochen später verändert sich das Blutbild: Es sind weniger Blutzellen messbar, dies gilt besonders für die Blutplättchen. Seltener sind auch weiße oder rote Blutkörperchen betroffen. Dieser Effekt ist nach vier bis sechs Wochen meist wieder zurückgegangen. In sehr seltenen Fällen brauchen Patienten in dieser Phase einen Ersatz von Blutzellen (Transfusion) oder auch Medikamente wie Antibiotika.
Diese Auswirkungen können stärker sein, wenn Patienten sehr ausgedehnte Knochenmetastasen haben. Ähnlich intensiv reagieren auch Patienten, bei denen zuvor eine Chemotherapie oder eine externe Strahlentherapie gemacht wurden.
Xofigo® wird für jeden einzelnen Patienten zum vereinbarten Termin bestellt und geliefert. Da die Menge stets individuell berechnet wird, kann das gelieferte Radium nicht anderweitig verwendet werden. Daher ist es sehr wichtig, dass Patienten ihre vereinbarten Termine einhalten. Falls Sie einen Termin absagen müssen, tun Sie dies bitte allerspätestens 48 Stunden vorher bei unserer Anmeldung.
Während einer Xofigo®-Therapie ist besondere Hygiene notwendig, weil das Medikament in den Tagen nach Verabreichung auch in Körperflüssigkeiten nachweisbar ist. Es wird hauptsächlich mit dem Stuhl ausgeschieden, auch mit Urin oder auch Erbrochenem. Man sollte es vermeiden, diese Körperflüssigkeiten direkt zu berühren. Einmal-Handschuhe sind gut geeignet, den Hautkontakt auszuschließen.
Nach jedem Toilettenbesuch zweimal die Hände waschen.
Die Toilette nach jeder Benutzung zweimal spülen, den Toilettenbereich penibel sauber halten.
Wenn Stuhl, Urin oder Erbrochenes verschüttet wurden, sollte dies sofort entfernt werden. Der Patient oder Helfer sollten am besten Einmal-Handschuhe benutzen und sich danach sofort gründlich die Hände waschen.
Falls Kleidung oder Bettwäsche verschmutzt sein sollten, ist es ratsam, diese Textilien separat zu waschen
Die Therapie mit Xofigo® ist zur palliativen Therapie von Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom, symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen zugelassen.
Da derzeit keine EBM-Ziffer für die Therapie mit Xofigo® vorliegt, muss für jeden Patienten ein individueller Kostenübernahme-Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden. Damit eine positive Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) erfolgen kann müssen uns verschiedene Unterlagen vorliegen: aktuelle Laborwerte (ca. 1-2 Wochen): Differentialblutbild, Kreatinin, Elektrolyte (Na, K, Ca) letztes Skelettszintigramm (Bilder auf CD oder Ausdruck, schriftlicher Befund); sollte kein aktuelles Skelettszintigramm vorliegen, können wir zeitnah einen Termin in unserer Gemeinschaftspraxis vereinbaren. Hierbei würden wir auch das Aufklärungsgespräch mit dem Patienten führen eine aktuelle Bildgebung, welche das Vorliegen von Organmetatasen ausschließt aktueller Arztbrief aus dem die abgelaufenen Vorbehandlungen hervorgehen: AntihormonelleTherapie: womit, bis wann? / Chemotherapie: womit, bis wann? / Strahlentherapie: wann, welche Region, welche Dosis? Medikamentenliste
Wichtige Voraussetzung ist eine ausreichende Knochenmarkreserve (HB ≥10 g/dl; abs. Neutrophile ≥1,5 x 109/l; Thrombozyten ≥100 x 109/l).
Eine Therapie mit Xofigo® sollte in Abhängigkeit vom Blutbild, frühestens 4 Wochen nach einer myelosuppressiven Chemotherapie oder Großfeldbestrahlung angewendet werden. Die Xofigo®-Therapie wird in 6 Zyklen, mit einem Abstand von 4 Wochen, durchgeführt.
Nach der Therapie sollten regelmäßige Kontrollen des Blutbildes erfolgen, um eine möglicherweise bedrohliche, Anämie, Leuko- oder Thrombopenie zu behandeln.